Die Tage werden kürzer, dunkler, grauer und nasser – höchste Zeit die EM in Monaco Revue passieren zu lassen.Die Planung dieses Saisonhighlights begann bereits im Februar, wir saßen beisammen und planten die Regatten für dieSaison 2013. Monaco! Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Es war jedoch noch weit entfernt und zunächst standenandere Events im Vordergrund. Im Sommer gibt es bekanntlich ein „Regatta-Loch", welches wir zunehmend mit Arbeitenam Boot füllten. Diese vermehrten sich dann, je dichter die EM rückte. Letzte Arbeiten wurden erst in den Tagen vor derAbfahrt abgeschlossen.

Am Donnerstag, den 03. Oktober ging es schließlich los.

Wir trafen uns im TSC, beluden Boot und Bus mit unserem Gepäck sowie diversen Essens- und Getränkevorräten undtranken noch einen Kaffee im Sonnenschein. Dann hieß es vorübergehend Abschied nehmen von unserer Genua- undSpi-Trimmerin Ani, die erst am übernächsten Tag per Flieger nachkam, und Abfahrt in den JSC!

Dort luden wir unsere J24 um, auf den Kipptrailer der JJ-Juniors, den wir netterweise ausleihen durften. Vielen Danknochmals an dieser Stelle. Gegen 14 Uhr brachen wir im JSC auf und vor uns lagen ca. 1350 lange Straßenkilometer.Unser Ziel war es, zum Sonnenaufgang in Monaco zu sein, dieses verfehlten wir etwas – Schuld war zum einen derdichte Nebel am San-Bernardino-Pass (Cori meisterte jedoch die Sichtweite von ca. 30 Metern) und zum anderen eineAutobahn-Sperrung bei Mailand (die Jungs lotsten uns jedoch gekonnt durch Mailand). Gegen 8:30 Uhr kamen wir inMonaco an und dank der Foto-Präsentation, die vom Yacht Club Monaco zur Verfügung gestellt wurde, brachten wir unserGefährt sicher und problemlos in den Hafen (andere Teams hatten Schrammen in den Booten und zum Teil sogar defekteGetriebe zu beklagen).

Zunächst bezogen wir unser Appartement im angrenzenden Cap D-Ail (Frankreich) und genossen bei einemgebührenden Frühstück den Ausblick aufs Mittelmeer. Anschließend kehrten wir zum Boot zurück, begrüßten viele anderedeutsche Teams, die auch bereits angereist waren, und bereiteten schließlich das Boot für die Vermessung vor. Unsereerste Vermessung mit der Avalancha bei einer Meisterschaft, die Nerven waren ein wenig angespannt, doch schnellwurde klar, dass aufgrund der hohen Starterzahl, die Vermessung in abgespeckter Form durchgeführt wurde. Für kurzeAufregung sorgte eine fehlende Messmarke am Mast, die wir jedoch durch eine Kletteraktion von Simon – unserer„Bremer Unterstützung" für die EM, nachliefern konnten. (Unseren Pit Tobi mussten wir leider aus beruflichen Gründen inBerlin lassen) Somit konnten alle Maße vom Vermessungsteam überprüft werden und wir bekamen die erforderlichenHäkchen und Stempel. Die Segelvermessung lief – wie erwartet – problemlos.

Unseren ersten Abend verbrachten wir mit einem gemeinsamen Essen auf dem Balkon und später in geselliger Rundemit anderen deutschen Teams, die ebenfalls in der Appartement-Anlage untergebracht waren. Am Samstag hieß eseinigermaßen zeitig aufstehen, da wir möglichst früh unter den Kran wollten, um später Zeit für eine erste Trainingseinheitzu haben. Der Kran verzögerte sich etwas, aber zudem auch Anis Ankunft in Monaco, wir nahmen es gelassen – es lagennoch genügend Segeltage vor uns. Am Kran stand die letzte Prüfung bevor – das Wiegen! Die Waage zeigte schließlich1335kg an, was bei einem erforderlichen Mindestgewicht von 1330kg nahezu optimal ist. Eine erste Trainingseinheit beiwenig Wind und hoher, stehender Welle (am Abend zuvor hatte es ordentlich gewittert und gestürmt) absolvierten wirdennoch und verließen erst den Hafen, als die Kulisse Monacos bereits durch viele Lichter angestrahlt wurde.Am Abend wurde Geburtstag gefeiert und am Sonntag endlich einmal ausgeschlafen. Wir nutzten den freien Tag für eineweitere Trainingseinheit und am Abend für eine „Sightseeing-Tour" durch Monte Carlo – dem wohl „prachtvollsten" TeilMonacos. Vorbei an diversen Luxusyachten, an den Sternehotels Héritage und Hotel de Paris, an unendlich vielen teurenAutos, bis zum Casino, hinunter über Teile der bekannten Formel1-Strecke (Haarnadelkurve, Tunnel etc.) und letztlich indie Bar Rascasse - Ratzfatz :-), ein wenig monegassisches Nachtleben testen (überteuerte Cocktails und fragwürdigeMenschen). Am späten Abend waren wir froh, wieder unter „normalen" Menschen zu sein :-).

Am Montag ging es dann endlich los! Um 13 Uhr sollte das Practise-Race gestartet werden.

Da noch nicht alle Teilnehmer im Wasser waren, verzögerte sich der Start ein wenig, gegen 13:45 Uhr konnte danngestartet werden. Nach einem gelungenen Start konnten wir unsere Position halten und fuhren nach zwei gesegeltenRunden ca. als 20. dem Ziel entgegen. Nach einer hitzigen Diskussion an Bord, bogen wir jedoch kurz vor der Zielliniegen Hafen ab.

Am Abend hatte der Yacht Club zum Welcome Cocktail sowie zur Pasta-Party geladen. Bei Pasta und Wein wurde viel mitanderen deutschen Teilnehmern gelacht und gefachsimpelt, schön war es auch bereits bekannte Gesichter aus z.B.Italien, Schweden oder den USA wiederzusehen.

Am Dienstag war für 10 Uhr der erste Start angesetzt, trotz offensichtlich mangelndem Wind schickte uns dieanscheinend hochmotivierte Wettfahrtleitung pünktlich raus. Nach eineinhalb Stunden Startverschiebung auf dem Wasserund unzähligen Funksprüchen der Jury („It's Josh – wind from two-zero-zero – 4 knots") hatte sich dann jedoch genügendWind aus relativ konstanter Richtung durchgesetzt, sodass es losgehen konnte. Wie erwartet mit einem Gesamtrückrufund einem Neustart unter Black Flag. Dieses Prozedere wiederholte sich in allen folgenden Wettfahrten. Auch unter BlackFlag hatten es einige Teams zu eilig, wir waren nicht betroffen. Fazit des ersten Tages: mit den gesegelten Plätzen 32, 45und 27 waren wir nur teilweise zufrieden. Die Starts gelangen uns überwiegend gut, jedoch zeigte sich schnell, dass einekleine Fehlentscheidung große Auswirkungen haben kann: man verliert eben nicht zwei oder drei Plätze (wie in einemkleinen Starterfeld), sondern gleich zehn oder fünfzehn. Der Regattatag war lang, erst gegen 17:30 Uhr waren wir wiederim Hafen. Am Abend ging es nach einem guten Essen relativ zeitig ins Bett, um für den kommenden Tag ausgeruht zusein.

Der Mittwoch begann mit Startverschiebung – diesmal an Land. Gegen Mittag hatte sich ein „laues Lüftchen"durchgesetzt, eine Wettfahrt wurde gestartet. Nach einem miserablen Start – wir überquerten mit Abstand als Letzte dieStartlinie – konnten wir in den zu segelnden zwei Runden kontinuierlich Plätze gut machen, am Ende querten wir als 40.die Ziellinie. Mangels Wind blieb es bei diesem einen Rennen. Nach zwei Wettfahrttagen lagen wir insgesamt auf Platz35, für uns zufriedenstellend.

Abends gab es ein BBQ im Yacht Club, zudem wurde „Menschen-Kicker" gespielt, was zur Belustigung aller – sowohlSpieler als auch Zuschauer – beitrug.

Für Donnerstag hatte Windfinder am Nachmittag viel Wind vorhergesagt, über 20 Knoten. Am Morgen erwartete unsjedoch das schon bekannte Spiel: Flaute, Startverschiebung. Gegen 11 Uhr lief das Startschiff aus, bei – mal wieder –wenig Wind und erstaunlich hoher Welle wurde gestartet. In der ersten Tageswettfahrt lernten wir eine wichtige Lektion:fahre nie allein vom Feld weg! Wir starteten gut, nach zwei Wenden fuhren wir auf Backbord-Bug eine Wahnsinns-Höhe.In uns tobten Zweifel: wir fahren so hoch, aber warum fährt das gesamte Feld auf die andere Seite? Irgendwann war eszu spät, wir blieben auf dem Bug und lange Zeit sah es gut aus. Aber es kam, wie es kommen musste. Ein 40°-Dreherzugunsten des Feldes! Irgendwo im Mittelfeld kamen wir an Tonne 1 an, die Platzierung (31.) war immerhin nochpassabel. Über den Tag wurden die Windverhältnisse schwieriger: flau, drehend. Während der Wettfahrten trieben wirteilweise mehr als dass wir segelten, auf der Kreuz konnte phasenweise schon der Spi gezogen werden. Wir warenglücklicherweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort, in der zweiten Wettfahrt gelang uns ein 14. Platz und auch mit derdritten Wettfahrt (Platz 20) waren wir sehr zufrieden. Die dritte Wettfahrt war abgekürzt worden, unter Motor fuhren wirrunter zum Startschiff, um einen Protest anzumelden. Einige Teams spekulierten bereits auf keine weiteren Wettfahrtenund trieben gen Hafen. Doch urplötzlich kam der Wind doch zurück. Die Welle hatten wir bereits den ganzen Tag, späterhatte starke Strömung eingesetzt und dann war auch der Wind da. Die Welle wurde höher, das Boot nasser, wir bautenauf Fock um. Als wir damit fertig waren, schickte uns die Wettfahrtleitung in den Hafen. Es wurden wohl 30-35 KnotenWind gemessen, der Ritt in den Hafen machte Spaß und war eine willkommene Abwechslung!

Freitag Morgen, gewohntes Bild: Flaute! Die Windvorhersage ließ vermuten, dass keine weiteren Rennen zustandekommen würden. Für uns ein erfreulicher Blick: wir lagen am Morgen des letzten Tages sogar auf Platz 26 – 9 Plätzehatten wir am Vortag gut gemacht! Gegen späten Vormittag begannen einige Teams ihre Boote sauber zu machen, sprichzu entsalzen, ebenfalls die Segel. Erste Badefahrten wurden geplant. Um 14 Uhr verhinderte das Auslaufen eines großenKreuzfahrtschiffes das eigene Auslaufen – Wind war ohnehin nicht vorhanden. Was auch immer in der Wettfahrtleitungvorging, entgegen aller Erwartungen schickte sie uns um kurz vor 15 Uhr doch noch auf die Regattabahn, um 16 Uhr wardie letzte Startmöglichkeit. Fünf Knoten wollen sie gemessen haben (vielleicht das Ergebnis aus 1+1+... an den Tonnen),es wurde gestartet. Wir fuhren zwar los, aber dann parkten wir. Es war zum Verzweifeln. Auch anderen Teams erging esso – dies war kein EM-würdiges Rennen. Vorübergehende Flaute, extreme Strömung, krasse Dreher – all dies brachte dieWettfahrtleitung nicht dazu, das Rennen abzubrechen. Nach einer Tonnenberührung (kein Wind, die Strömung drückteuns auf das Fass) nahmen wir noch eine 10%-Strafe in Kauf (wir fragten uns: „wenn wir eh fast letzter sind – bekommenwir dann mehr als die maximal mögliche Punktzahl?"). Frustriert trieben wir gerade noch im Zeitlimit über die Ziellinie.Schade.

Den Ärger schoben wir jedoch schnell beiseite – am Abend stand das abschließende Gala-Dinner bevor. Im Yacht Clubwar eingedeckt worden, es gab neben sehr exquisitem Essen jede Menge Wein, eine schöne Siegerehrung undanschließend Musik und Tanz, bis der DJ irgendwann beschloss, dass Feierabend sei. In der Appartement-Anlage wurdenoch bis spät in die Nacht gefeiert.

Am Samstag genossen wir ein letztes Frühstück auf dem Balkon, um 10 Uhr verließen wir das Appartement, in kurzenHosen und T-Shirts kranten wir das Boot aus dem Wasser und luden wiederum Gepäck ein. Gegen Mittag machten wiruns auf den Heimweg. Satte 24 Stunden dauerte diese – wiederum die Schweiz hatte etwas gegen eine zügigereRückreise. Aufgrund des Wetters (einsetzender Schneefall in den Alpen) hatten wir uns gegen den San-Bernardino-Passund für den Gotthard-Tunnel entschieden. Eine letzte Fehlentscheidung: der Pass war – entgegen der Meldung imInternet – nicht gesperrt, so jedoch der Gotthard-Tunnel wegen eines Unfalls. Über vier Stunden kostete uns der Stau,zudem viele Nerven, da die Tanknadel in den roten Bereich sank und die letzte Tankstelle vor dem Tunnel saniert wurde(ohne vorherige Ankündigung). Das Wetter ließ eine Schneeballschlacht und Schneemann bauen zu! Am Sonntag Mittagkehrten wir wohlbehalten in den TSC zurück, wir luden noch die Segel aus und fielen dann müde in unsere Betten.Fazit: Wir hatten eine wirklich schöne Woche in Monaco, das Segeln vor dieser recht beeindruckenden Kulisse hat Spaßgemacht und mit unserem Ergebnis (Platz 30 von 67) sind wir sehr zufrieden. Gerade im Vergleich zu einigen anderendeutschen Teams, sind wir mit den Bedingungen gut zu Recht gekommen. Mehr als beachtlich ist jedoch die Dominanzdes gekürten Europameisters Chris Mac Laughlin: in nur einem Rennen verfehlte er die TopTen, mit nur 23 Punktenbeendete das britische Team die Serie vor dem Brasilianer Mauricio Santacruz (49 Punkte) und dem monegassischenTeam um Ian Ilsey (51 Punkte).

Die zahlenmäßig stark vertretene deutsche Flotte (21 Teams), war insgesamt nicht so erfolgreich, wie in den vergangenenJahren: bester Deutscher wurde Stephan Mais auf seiner RunningMen (Platz 10), vor Frank Schönfeldt mit der Henk (Platz 12) und Dirk Strelow auf der Quick and Dirty (Platz 15). Ein deutsches Team war dennoch bei der Siegerehrungvertreten: Ragna Thoennessen wurde mit ihrer Juelssand-Crew als erfolgreichste Damen-Mannschaft geehrt (Platz 34).Glückwunsch!

Nun neigt sich die Saison 2013 ganz stark dem Ende zu. Nur noch ein Event (Väterchen Frost in Hamburg am 9./10.November) steht an, bevor wir die Avalancha in den Winterschlaf schicken.

Mehr Bilder findet ihr auf der Facebook-Seite des Yacht Club Monaco, ein Video des Veranstalters bei YouTube und dieErgebnisliste hier.

Bis bald, Eure Avalancha.