Jüngstenfestival 2008 oder Beste Bedingungen bei bester Beteiligung

Jessi schüttelte den Kopf und starrte wieder auf den Bildschirm. Doch die Listen wurden dadurch auch nicht länger, Es waren nur noch knapp zwei Wochen bis zum Jüngstenfestival und es hatten sich erst gut 25 Boote angemeldet. Gerade mal ein Teeny, ohweia. Dabei waren die 100 T-Shirts als Erinnerungsgaben und die jeweils 10 Gläser als Punktpreise schon lange bestellt. Wenn sich an den Meldezahlen nichts mehr täte, dann würde das Jüngstenfestival 2008 ein Debakel, von sportlicher wie von finanzieller Seite. Ohweia.

Da hilft nur eines: Werbetrommel! Tags drauf bekommt Olli Braun, der zur Opti-Regatta in Storkow aufbricht, einen Stapel Ausschreibungen in die Hand und Kai schreibt noch eine Erinnerungsmail an die Teeny KV. Wollen doch mal sehen, ob wir dem Glück nicht auf die Sprünge helfen können! Ha!
Und tatsächlich, am folgenden Montag, dem letzten Tag vor dem offiziellen Meldeschluss, hört man einen spitzen Schrei aus Richtung der Wettfahrtleitung. Kai fühlt sich etwas überfahren von der Flut der Online-Meldungen. Nach fast wunden Fingern vom vielen Tippen hat sich die Meldezahl mehr als verdoppelt. 60 Optis und 22 Teenys stehen in den Listen, das ist ein neuer Rekord. So schön, wie es ist, so viele Probleme bringt es mit sich: schließlich reichen die Shirts nun nicht mehr und müssen nachbestellt werden und auch bei den Gläsern, die handgraviert mit Platzierung aus Bayern kommen, fehlen noch fünf. Ein Anruf, ein Feiertag (Fronleichnam) und eine DHL-Expressbestellung mit Samstagsleiferung, dann sollte alles da sein. Hektik im Hause Jürgens, aber das ist man ja gewohnt kurz vor solchen Großevents. Nur der neue 2. Wettfahrtleiter Paul strahlt Ruhe und Optimismus aus. er hat inzwischen das Startschiff, die Peer Gynt, die Peter Reckmann der Wettfahrtleitung dankenswerter Weise wieder zur Verfügung gestellt hat, mit Hupe, Flaggen und Bahntafel ausgeschmückt und die T-Shirts, die -natürlich- rechtzeitig fertig waren von der Druckerei abgeholt. Grinsend rennt er über den Steg mit einem Zettel in der Hand: "Kai hat mir gerade das Wetter fürs Wochenende gezeigt!", ruft er, "Es wird wunderbar, vergesst die Sonnenmilch nicht!"

Und so kommt es auch. Samstag morgen geht eine warme Sonne am strahlend blauen Nordberliner Himmel auf. Doch nur wenige haben einen Blick dafür. Es herrscht ein wuseliges Treiben auf dem TSC Gelände, etwa 100 Segler wollen ihre insgesamt gut 80 Boote klar für die Wettfahrt machen. Wanten werden vermessen, Segel in ihre Keeps gezogen, an manchem Opti steht eine Landcrew aus Eltern, Großeltern und anderen Fachleuten, so zahlreich und professionell, dass sich mancher Formel-1-Rennstall eine Scheibe davon abschneiden könnte. Vor dem Regattabüro bildet sich eine lange Schlange von Eltern, die ihre Knirpse auf die Bahn schicken wollen. Jessi bleibt entspannt, setzt sich in den Saal und notiert mit großer Routine, was sie gleich auf der Steuermannsbesprechung sagen will.

Pünktlich 09:30 schaltet sie das Mikro an, begrüßt die Segler und startet so das Jüngstenfestival 2008. Eine gute halbe Stunde später macht sich das Startschiff auf den Weg auf den See. Mit dabei sind Paul II., die Uhr Heike, Tanja, die unverzichtbare, Britta für die Flaggen und schließlich Jessi, die Chefin. Bevor die Hauptakteure ihre Boote im Wasser haben, legen auch die beiden Tonnenleger mit Flo und Kai, sowie Olli und Geronimo ab. Die Huddel folgt mit Christian und Bobby. Das Team ist komplett, die Segler kommen, es fehlt noch der Wind. Kaum auf dem See angekommen, ist der aber auch da. Mit etwa 2Bft auf NO kommt er zwar etwas unstet aber das ist dann halt so. Jessi entschließt sich zu einem Trapezkurs. Sie hat auch kaum eine andere Wahl bei einem solch großem Feld. Außerdem kann sie so den gesamten See nutzen. Sie legt sich vor die Südufervereine und lässt die Tonne 1 vor s Wasserwerk fahren. Mit Tonne 2 vor Hasselwerder und der 3 vor der Liebesinsel schafft sie eine Kurslänge von insgesamt gut 3 sm, was definitiv das Maximum auf dem See darstellt. Beste Bedingungen also, als um 11 Uhr das erste Vorbereitungssignal über die lange Startlinie schallt. 22 Teenys machen sich bereit und beim Schuss beginnt die heiße Hatz über die Kreuz. Die Linie liegt gut und der Start ist sauber, ab geht's! Es folgen die Optis. Noch eine Minute bis zum Start, die Linie hängt weit durch. Manchem Trainer steht die Verzweiflung schier im Gesicht: "Nun zieh schon an, Du hast doch noch Platz...". Da geht's los, alles sauber, hoch die Kreuz. Die Teenys sind schon auf der Traverse und ziehen den Spi. Kai und Flo weisen das Zielschiff noch auf seinen Ankerplatz ein und jagen dann los, um Photos zu machen. An der Tonne 1 zeigt sich der Tegeler See von seiner gefürchteten Seite. Kleine Windlöcher machen es den jungen Steuerleuten schwer, den besten weg zur Tonne zu finden. Aber so ist es halt auf Binnenrevieren, hier zeigt sich, wer das Wasser lesen kann und daraus seinen Vorteil zu ziehen versteht. Oder, wie Paul es sagen würde: "...na, da müssen sie etwas beißen!"

Nach gut einer Stunde sind die Boote am Ziel. Nun beginnt die heiße Phase auf dem Zielschiff Potzblitz von Peter und Moni Berger. Die Boote kommen mit halben Wind von der Tonne 3 und so sind die Segelnummern oft nur schwer zu sehen. Besonders schwierig ist dieses bei den Optis, die gerne in Pulks zu fahren scheinen und dabei noch fünfstellige Nummern haben. Aber Bobby, Christian und Britta liegen ja zur Verstärkung an der Zieltonne, so geht dem Team keiner verloren. Hanne macht sich gleich daran, die Daten per Email ans Regattabüro zu schicken, während die Huddel die jungen Segler mit Fruchtsaftgetränk und Haselnussschnitte versorgt.

Doch viel Zeit bleibt nicht, schon schickt Jessi die Boote wieder auf die Bahn. Die zweite Wettfahrt verläuft wieder bei besten Bedingungen, sieht man von den kleinen Windlöchern ab. Abermals nach einer guten Stunde, glühen auf dem Zielschiff die Stifte als die Optis en Bloque auf die Linie zu rasen.

Der Wind hatte leicht nach Ost gekippt, Jessi und Paul lassen die Tonnenleger den Kurs anpassen. Und wieder geht es los. Der Wind hat sich etwas stabilisiert, die erste Kreuz nutzt den gesamten See. Es ist ein tolles Bild, von der Försterbucht bis zur Wasserskistrecke nur kleine Boote sehen zu können. Kai reibt sich die inzwischen leicht sonnenverbrannte Nase und ist sehr zufrieden mit seiner Frau.
Um halb fünf sind die Kinder wieder an Land und versorgen Ihre Boote, derweil wird im Wettfahrtbüro stramm getippt und gerechnet. Schließlich hängen pünktlich zum Abendbrot die Ergebnislisten. Und während sich die Kinder mit Spaghetti von Fam. Girle und einer guten Fassbrause stärken, bereiten Jessi und Heike die Tombola vor. Gegen 19 Uhr kehrt langsam Ruhe ein auf der TSC Terrasse und ein wundervoller Regatta-Tag mit schönem Sport, schnellen Manövern bei besten Bedingungen geht zuende.
Sonntag morgen um 09:00 sind alle wieder da. Da gegen 10:30 das Velothon-Radrennen durch Tegel fährt und somit die Zuwegung zum TSC gesperrt wird, hat Jessi die jungen Segler zeitig in den Verein bestellt. Das Wetter ist weiterhin wunderbar. Die Sonne steht strahlend am blauen Himmel, der Wind hat leicht auf O gedreht, ist jedoch noch etwas unstetiger als am Vortag. Pünktlich um 11 Uhr beginnt Jessi die Teeny auf den Trapezkurs zu schicken. Kurz danach folgen die Optis. Doch von der hohen Startdisziplin des Vortages ist nicht viel geblieben und so müssen zwei Boote schon an Tonne 1 die Segel streichen und auf eine gute letzte Wettfahrt hoffen. Bei leichtem Ostwind sind Winddreher und -aussetzer auf dem Tegeler See eher die Regel denn die Ausnahme und das bekommen die Segler nun auch zu spüren. Trotzdem bleibt die Wettfahrt jederzeit fair und weit entfernt von einem Wetttreiben. Es ist doch immer wieder interessant, dass auch bei ungünstigen Windbedingungen die guten stets vorne sind.

Nur unser Max ist noch nicht ganz wach: Nach drei ersten Plätzen am Vortag und einer sicheren 12 Punkte Führung leistet er sich nach gut einer Stunde lediglich einen Platz im Mittelfeld. Aber gut, ein Streicher ist ja erlaubt. Und schon greift er wieder an und liegt auf der Startkreuz in der fünften und letzten Wettfahrt wieder im Vorderfeld. In dieser letzten wettfahrt spielt auch der Wind wieder mit und treibt die Teenys in aufregenden Spi-Gängen vor sich her. Zum letzten Mal kommen die Optis über die Traverse, halsen noch einmal und werden von den aufmerksamen Augen auf dem Zielschiff wohlwollend notiert.

Um zwei Uhr sind alle wieder an Land und stürzen sich auf das von Gerlinde und liebevoll backenden Helfern erzeugte und aufgebaute Kuchenbuffett. Hm, lecker, das tut jetzt wirklich gut. Frühstück ist auch wirklich schon sehr lange her. Man hört den Genuss fast bis ins Wettfahrtbüro, wo gerade die letzten Ergebnisse eingegeben und ausgewertet werden. ja, hier sind die Listen und ab, Jessi, die Preisverteilung kann beginnen.

Jessi beginnt mit den Teenys. Hier hat Kristin Esterl eine besondere Überraschung vorbereitet. Jeder Segler erhält eine Urkunde mit eigenem Bild in voller Action. Bis spät in die Nacht hat sie über den vielen Bildern von Kai gebrütet, sie nachbearbeitet, Ausschnittsvergrößerungen gemacht und schließlich wunderschöne Urkunden erstellt. Klasse, ein großes Lob, wundervoll! Das Glas mit dem Siegerplatz erhielten in diesem Jahr Julian und Felix Bergemann vom YCM vor Valentin Pinkau (KaR) und Arno v. Salisch (YCM) und Enno und Theo Trebs vom TSC.

Auch bei den Optis wird jeder Segler verlesen und geehrt. Sieger war in diesem Jahr der Lokalmatador Max Popken (TSC) vor Maximilian Nickel (BYC) und Jana Jakob (VSAW), die ein herausragendes Teamergebnis des VSAW krönte.

Wir freuen uns die Jüngstensegler auch im nächsten Jahr wieder bei allerbesten Bedingungen begrüßen zu dürfen. Ob das Wetter wieder so wundervoll mitspielt, wissen wir zwar nicht, dafür versprechen wir aber unseren allerbesten Einsatz! Bis dann, kommt zahlreich!

Kai Jürgens